Silbermann

Silbermann
I
Sịlbermann,
 
Orgelbauer- und Instrumentenmacherfamilie; bedeutende Vertreter:
 
 1) Andreas, * Kleinbobritzsch (heute zu Frauenstein) 16. 5. 1678, ✝ Straßburg 16. 3. 1734, Bruder von 2), Vater von 3); kam 1699 ins Elsass und wurde 1702 Bürger in Straßburg, arbeitete 1704-06 in Paris bei François Thierry (* 1677, ✝ 1749) und baute u. a. die Münsterorgeln von Basel (1710-11) und Straßburg (1713-16; mit 39 Registern auf drei Manualen und Pedal). Von seinen nachweislich 34 Orgeln, die eine im süddeutschen und oberrheinischen Orgelbau bis dahin nicht erreichte Klangkraft besaßen, ist die der Abteikirche Ebersmünster (1730-32) fast vollständig erhalten.
 
 
F. X. Mathias u. J. Wörsching: Die Orgelbauer-Familie S. in Straßburg i. E. (1960);
 
Orgues en Alsace, 4 Bde. (Straßburg 1985-86).
 
 2) Gottfried, * Kleinbobritzsch (heute zu Frauenstein) 14. 1. 1683, ✝ Dresden 4. 8. 1753, Bruder von 1); folgte seinem Bruder 1701 nach Straßburg, um bei ihm den Orgelbau zu erlernen. Kehrte 1710 nach Sachsen (Freiberg) zurück und entfaltete eine Orgel- und Klavierbauertätigkeit von außergewöhnlicher Eigenständigkeit. Konstruierte ein klangverstärktes Klavichord (Cembal d'Amour) und begann als einer der Ersten in Deutschland in den 1730er-Jahren mit dem Bau von Hammerflügeln. Silbermann entwickelte neue Registerformen und ein eigenständiges System für die Besetzung der Mixturen und deren Repetition. Gerühmt wurden seine leichtgängigen Klaviaturen. Seine Orgeln zeichnen sich durch Klarheit der Zeichnung in der polyphonen Stimmführung und herbe Brillanz aus. Silbermann gilt als zentrale Persönlichkeit in der Orgelbaugeschichte. Er dürfte mindestens 51 Orgeln erbaut haben (nachweisbar 46); zu den erhaltenen zählen die in Freiberg (Dom, Entwurf 1710, erbaut 1711-14; 45 Register, drei Manuale), Rötha (Georgenkirche, 1718-21; Marienkirche 1721/22), Zöblitz (1736-43), Fraureuth, Landkreis Zwickauer Land (1739-42) und Dresden (Katholische Hofkirche 1750-55; vollendet von Z. Hildebrandt).
 
 
 
Werner Müller: G. S. (1982);
 U. Dähnert: Histor. Orgeln in Sachsen (21983);
 F. H. Gress: Die Klanggestalt der Orgeln G. S.s (1989).
 
 3) Johann Andreas, * Straßburg 24. 6. 1712, ✝ ebenda 11. 2. 1783, Sohn von 1); übernahm die Werkstatt seines Vaters und studierte 1741 auch bei seinem Onkel Gottfried; baute 54 Orgeln, u. a. in Ettenheimmünster (1769), Riegel (1770), Sankt Märgen, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (1777), Offenburg (1779) und Lahr/Schwarzwald (1783).
 
II
Sịlbermann,
 
Alphons, Soziologe, * Köln 11. 8. 1909, ✝ ebenda 4. 3. 2000; 1935 Emigration nach Paris, dann nach Australien; nach dem Zweiten Weltkrieg Vortragsreisen in den USA und in Europa; 1958 Rückkehr nach Köln, 1969-74 Professor am Forschungsinstitut für Soziologie der Universität Köln, daneben Lehrtätigkeit an mehreren europäischen Universitäten, u. a. Lausanne, Bordeaux, Paris; Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften, u. a. Lauréat de l'Institut de France (Paris). Silbermanns Hauptarbeitsgebiete waren Kunst- und Musiksoziologie sowie Massenkommunikation; dazu kamen in den 80er-Jahren Fragen der jüdischen Identität und das Problem des Antisemitismus.
 
Werke: Wovon lebt die Musik. Die Prinzipien der Musiksoziologie (1957); Vom Wohnen der Deutschen (1963); Bildschirm und Wirklichkeit (1966); Empirische Kunstsoziologie (1973); Kein Brett vor dem Kopf. Ketzereien eines Soziologen (1979); Der ungeliebte Jude. Zur Soziologie des Antisemitismus (1981); Was ist jüdischer Geist? Zur Identität der Juden (1984); Verwandlungen. Eine Autobiographie (1990); Das Wohnerlebnis in Ostdeutschland (1993); Propheten des Untergangs. Das Geschäft mit den Ängsten (1995); Von der Kunst der Arschkriecherei (1997).

Universal-Lexikon. 2012.

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